Mein Körper gehört mir – nicht immer

   Es ist unvernünftig, sich – sofern medizinisch möglich – nicht gegen Covid impfen zu lassen. Noch unvernünftiger ist aber eine allgemeine Impfpflicht.

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   In der Verteidigung der Covid-Impfpflicht wurden und werden sehr viele Argumente ins Feld geführt. Da erklärte etwa Agnes Sirkka Prammer von den Grünen im Parlament, die allgemeine Impfpflicht sei ein kleinerer Schaden, als das Prinzip der sozialen Krankenkassen aufzuweichen. Dieses Prinzip ermöglicht jedem – theoretisch – den gleichen Zugang „zum weltbesten Gesundheitssystem“, ohne dass das persönliche Risiko als Grundlage für die Beitragshöhe herangezogen wird. Egal, wie man sich verhält, ob man gesund lebt oder nicht, der finanzielle Beitrag ist für alle gleich. Und weil dieses Prinzip besteht, sind etwaige Selbstbehalte oder sonstige ungleiche Beteiligung Ungeimpfter an den Kosten der Gesundheitsversorgung abzulehnen. Daher, so die grüne Abgeordnete, sei die allgemeine Impfpflicht unausweichlich und eben der geringere Schaden.

   Das sehe ich ganz anders. Eine Impfung, egal wie geringfügig, ist jedenfalls ein invasiver Eingriff, der die Integrität des Köpers verletzt. Diese Integrität ist aber ein unveräußerliches Recht des Individuums – ein Menschenrecht. Es gibt dieses fundamentale Menschenrecht nicht umsonst: An ihm orientiert sich die Abschaffung der Prügelstrafe genauso wie das Ende der Sklaverei. An diesem Recht kristallisiert sich das Recht auf Abtreibung genauso wie das Verbot verstümmelnder Strafen, etwa der Brandmarkung oder des Schlitzens von Ohren, und natürlich auch der Todesstrafe.

   Die allgemeine Impfpflicht veräußert nun diese unveräußerliche Rechte, und ich hoffe, dass damit kein Präzedenzfall entsteht – denn theoretisch wäre nun etwa eine Zwangssterilisation bei Erbkrankheiten genauso wieder verhandelbar.

   Und was heißt das praktisch? Nun, stellen wir uns eine Frau vor, etwa 80 Jahre alt, Impfbefürworterin. Sie gehört zu denen, die früh geimpft wurden und daher auch früh den zweiten Stich bekam. In zeitlicher Nähe zur zweiten Impfung kam es zu einem Herzproblem – was genau, ist völlig unwichtig. Wichtig ist, dass sie ins Spital kam und dort vom behandelnden Kardiologen erfuhr, dass das wohl eine Reaktion auf die Impfung war. Damals, als eine Impfpflicht völlig ausgeschlossen schien, wurde der Vorfall nicht weiter untersucht. Warum auch, es rechnete ja keiner damit, dass Derartiges nötig würde.

   Als es nun um den dritten Stich ging, hatte diese Frau, völlig logisch, Angst und wollte ihn nicht. Daher verlor sie ihr gültiges Impfzertifikat. Versuche, vom Dritt-Stich befreit zu werden, scheiterten. Also war klar: Sie musste geduldig sein, bis die Beschränkungen aufgehoben würden. Und sie war geduldig.

   Doch jetzt kommt die Impfpflicht. Die Dame sitzt zu Hause, wird sich keine Impfung mehr geben lassen und irgendwann automatisch für ihr Verhalten bestraft – doch für welches Verhalten? Die impfwillige Impfbefürworterin hat einfach nur Todesangst, der man nicht vernünftig begegnen kann – doch die reicht eben nicht aus, weil ihr Köper in dem Fall nicht mehr ihr gehört.

   Klar, das ist eine Anekdote – aber sie ist plausibel. Es wird tausende ähnliche Fälle geben. Und das Gesetz wird diese automatisiert für ihre Angst bestrafen.

„Wiener Zeitung“ vom 27.01.2022 

Der Lockdown und die Impfpflicht

   Das Alles-oder-nichts ist etwas für Hasardeure, aber nicht für Regierungen.

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   Es ist beeindruckend, wie wenig differenziert unsere Regierungen (vom Bund abwärts über Länder und Kammern bis zu Gemeinden) nach so langer Zeit agieren. Wider besseres Wissen setzen sie weiter auf kurzsichtige und populistische Maßnahmen und überlassen das Lernen anderen,

   Wie war das etwa, als die Ampel-Karten eigeführt wurden – dezentral sollten Gemeinden und Bezirke Maßnahmen setzen und voneinander lernen. Geblieben ist davon nichts. Nicht einmal Bundesländer lernen voneinander, wenn man das Burgenland und Oberösterreich anschaut. Klar, lernen könnte man ja nur aus Fehlern, die will aber niemand gemacht haben.

   Und jetzt ein Lockdown für alle und überall, weil Österreich „zu klein“ sei und kein „Fleckerlteppich“ werden solle. Und im Frühjahr kommt die allgemeine Impfpflicht. Keinerlei Gedanken, was man hätte anders machen können oder vielleicht noch könnte, keine Diskussion über Zielgruppen und Anreizmodelle, nein: „Die intensive Aufklärung hat nicht gereicht, jetzt kommt die Pflicht für alle“ – hau drauf, und Schluss!

   Unsere Regierungen haben es nicht geschafft, wenigstens ein paar Gruppen zu differenzieren und zielgruppengerecht zu agieren. In Österreich – und das ist nicht neu, wenn wir an die Masern-Impfdiskussion vor zwei Jahren denken – haben wir relativ wenige Befürworter. Die aktiven, also die, die nicht nur dafür sind, sondern auch aktiv impfen gehen, stellen etwa 60 Prozent. Dafür haben wir viele Gegner, die – dank der absurden eminenzbasierten Medizin, die ohne große Probleme jeden esoterischen Schmarren mit dem Qualitätssiegel „Arztvorbehalt“ heiligt – in ihrer Evidenzleugnung gehätschelt werden. Doch auch wenn wir doppelt so viele wie üblich haben, stellen sie nur 5 bis 6 Prozent.

   Und dann ist da die große Gruppe dazwischen. Diese reicht von „Ich bin eh dafür, hab aber noch keine Zeit gehabt“ über „Mich freut es nicht, mich damit zu beschäftigen, und wenn die anderen gehen, auf mich kommt es nicht an“ bis hin zu „Ich trau dem Ganzen nicht, weil ich dem System misstraue“.

   Diese inhomogene Gruppe erreicht man durch differenzierte und konsequente Aufklärung und Motivation. Aufklären heißt nicht, einfach immer wieder zu sagen: „Impfen ist sicher.“ Wer dem Sager nicht traut, traut auch nicht dem Gesagten! Das verfängt nur bei denen, die eigentlich nur motiviert werden müssen. Aber auch das ist nicht simpel. So kann etwa Geldbelohnung den Zweifel erhöhen – denn wenn „die“ mir was zahlen, damit ich es nehme, dann ist es wohl nicht gut . . . Klar ist aber, dass Strafen am wenigsten bringen. Die führen sicher zum Schulterschluss mit denen, die dem System nicht trauen – und gemeinsam werden sie die Gegner stärken.    Aber so differenziert zu denken und zu handeln, liegt unseren Regierungen nicht. Lockdown und Impfpflicht für alle, weil die Ungeimpften unbelehrbar sind – das reicht. Wie gut das funktioniert, dazu eine kleine Anekdote: In meinem Bekanntenkreis gibt es eine dreiköpfige Familie, die Eltern akademisch gebildet, alle sind gegen alles geimpft – außer gegen Covid. Da sind sie echte Gegner geworden. Eine grandiose Leistung, aus Impfbefürwortern Impfgegner zu machen.

„Wiener Zeitung“ vom 25.11.2021

Die Delta-Welle und oberflächliche Pandemiedebatten

   Die neue Variante des Coronavirus wird sich ausbreiten, die Inzidenz wird steigen. Doch was heißt das? Die vertiefende Diskussion dazu bleibt bisher aus.

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   Erstaunlich: Ein Kanzler fliegt nach Berlin, um sich bei der größten Pandemie-Eminenz, dem Virologen – aber nicht Epidemiologen – Christian Drosten, persönlich zu informieren, wie es weitergeht. Nach dem Gespräch mit dem berufenen Mund, die gute Nachricht: Covid-Impfungen wirken auch gegen die neue Variante Delta. So was kann man erst sicher wissen, wenn man mit dem berufenen Mund in Berlin gesprochen hat, weil es dafür weder in Österreich berufene Münder noch in der wissenschaftlichen Literatur glaubwürdige Aussagen gibt. Das Ganze erinnert ein bisschen an eine Reise zum Orakel nach Delphi.

   Weiters dürfen wir erfahren, dass es Unsinn sei, dass man aus Fehlern des vergangenen Sommers lernen könne. Die Pandemie komme in Wellen und sei extrem saisonal und regional. Heißt: Der vergangene Sommer war fehlerlos, der Herbst schicksalhaft. Und nach all dem kommt dann eine merkwürdige Beschwerde des Kanzlers: Die Debatte über die Corona-Entwicklung werde in Österreich viel zu oberflächlich geführt.

   Das ist verwirrend, immerhin ist es das Pandemiemanagement der Bundesregierung, das eine öffentliche Diskussion moderieren sollte. Und wenn ich an die vielen Millionen Euro denke, die in die „öffentliche Kommunikation“ fließen, sollte es eine solche nicht geben. Aber vielleicht hat man diese Kommunikationsmillionen in die falschen, weil unglaubwürdigen Medien gesteckt?

   Klar ist: Delta ist ansteckender als Alpha (vormals: „britische Mutante“) und noch viel mehr, als der Wildtyp vom Anfang. Um Herdenimmunität aufzubauen, müssten wir jetzt 85 Prozent der gesamten Bevölkerung (alle, ohne Altersgrenzen und ungeachtet der Impfbereitschaft) impfen. Praktisch ist das unmöglich. Damit wäre eine Zero-Covid-Diskussion endgültig obsolet. Delta wird sich ausbreiten, die Inzidenz wird steigen. Doch was heißt das? Werden andere Risikogruppen als bisher betroffen sein? Und sind die alle geimpft? Das wären Fragen, deren Beantwortung eine vertiefende Diskussion ermöglichen würde.

   Doch niemals wurde klar kommuniziert, was die Regierung will und womit sie meint, das zu erreichen. Wild schwankt man zwischen „Schützen wir unser Gesundheitssystem“ und „Zero-Covid“. Und je nach Meinungsumfrage wurden diese oder jene Maßnahmen gesetzt. Daten zu sammeln und auszuwerten, um herauszufinden, ob man das Ziel erreicht hat, war mangels Ziels unnötig. Letzthin hat der oberste Simulationsforscher Niki Popper mitgeteilt, er könne in seinem Modell die Maskenpflicht nicht berücksichtigen – heißt: Wo oder ob überhaupt Masken etwas bringen, weiß keiner. Sie wurden willkürlich verordnet.    Die Infektionszahlen bei Schulkindern sinken analog zur Durchimpfungsrate der Lehrer. Kinder wurden also offenbar von Lehrern angesteckt, stecken sich aber kaum gegenseitig an, was wiederum heißt, dass der oben erwähnte Virologe mit seiner „Kinder sind am epidemiologischen Geschehen wesentlicher Treiber“- Hypothese falsch lag und liegt. Aber er ist der berufene Mund, der sagt, wie es weitergeht. Die wichtigen Fragen bleiben im Raum stehen – unbeantwortet. Und weil es praktisch keine evidenzbasierten, transparenten Entscheidungen gab und geben wird, kann eine Vertiefung der Diskussion nicht stattfinden. Also warten alle ängstlich auf die Reaktion der Regierung.

„Wiener Zeitung“ vom 24.06.2021 

Ganz persönliche Corona-Anmerkungen

   Seit einem Jahr macht die regierende Politik alles richtig (Achtung, Sarkasmusfalle).

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   Ich gebe es unumwunden zu: Seit mehreren Wochen kümmere ich mich nicht mehr darum, über Corona informiert zu sein. Anfangs war ich noch ambitioniert und habe wie ein Verrückter versucht, Studien zu lesen – im Original. Ich dachte, es sei wichtig, seine Meinung nicht gefiltert oder per Podcast vorgetragen zu übernehmen. Ich bin halt so. Mein Berufsleben lang habe ich Studien gelesen, bevor ich eine Meinung vertrat. Wo es keine Evidenz gab, war ich vorsichtig und niemals apodiktisch. Gut, diese Zeit war beim Thema Corona schnell vorbei, spätestens im Sommer 2020.

   Ab dann war ich hauptsächlich Medienkonsument. Nicht dass ich mich nicht gewundert hätte über so manche Artikel und Aussagen regierender Politiker (aller Ebenen – von Kammern bis zum Bund), kritisch nachdenken wollte ich nicht mehr. Im News Cycle zählt nur das Kurzzeitgedächtnis. Ankündigungs- und Symbolpolitik reichen und dominieren die Meinungsbildung. Warum dagegenstellen? Und nun schaue ich mir nur hin und wieder ein Dash- board an. Ursprünglich das vom ORF, dann bin ich zum Statistiker Erich Neuwirth gewechselt. Der hat mich aber verärgert, weil er, plötzlich berühmt, zum Epidemiologen wurde, was er aber eben nicht war. Seither schaue ich nur noch bei Paul Kleinrath (www.covid2019.at ) nach, der rechnet auch die Reproduktionszahl R(eff) aus. Und selbst das interessiert mich seit einiger Zeit nur noch peripher.

   Aber warum eigentlich? Naja, die Geschichte rund um Vorarlberg ist illustrierend, warum es sinnlos ist, mitzudenken. Beginnend damit, dass dort eine relativ niedrige Neuinfektionsrate bestand. Keiner wollte mir erklären, warum das so ist. Verhalten die sich anders, was können wir lernen, etc.? Es wurde erklärt, das hätte was mit dem Arlberg und den Nachbarstaaten zu tun. Die haben Deutschland und die Schweiz, wir anderen halt Tschechien, Ungarn und so. Die Erklärung hatte allgemeine Gültigkeit erlangt. Darüber weiter nachzudenken, was hätte es gebracht?

   Dann wurde in Vorarlberg die „Modellregion“ ausgerufen – und es war klar, dass das ein Riesenerfolg wird – wie alles, was regierende Politiker ankündigen in einem Riesenerfolg mündet.

   Nun, die Infektionsraten haben sich vervierfacht. Was aber trotzdem ein Erfolg ist, weil man es ja wissenschaftlich begleitet. Gut, ob es so eine Begleitforschung gibt, ist nicht ganz geklärt – manche sagen ja, andere nein – unerheblich. Wie sagte einst der heute einstige Impfkoordinator Clemens Auer? „Die Damen und Herren Wissenschaftler sollen sich nicht aufregen, die Daten sind alle da, und die, die sie brauchen, haben sie auch.“ Und ganz ehrlich, das Ergebnis stand eh fest, da braucht man keine Zahlen, Daten und Fakten. Also ob jetzt die Infektionen mehr wurden oder nur die Dunkelziffer kleiner – das werden wir schon erklärt bekommen von berufenem Munde. Auf das warte ich und glaube es dann einfach.

   Es lebt sich so viel einfacher. Die dadurch gewonnene Zeit stecke ich in meine Allgemeinbildung. Ich kenne mich jetzt ziemlich gut aus mit Zombies, der Abgrenzung zwischen Juden, Judenchristen und Christen, Wikingern, den griechischen Mythen, den theologischen Problemen rund um Jesus im Koran und vielem mehr.

„Wiener Zeitung“ vom 29.04.2021   

Nach fachlicher Einschätzung – genug

   Warum wir bei den Corona-Impfungen so weit nachhinken.

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   27. Juli 2020: Die Welt fiebert den Corona-Impfstoffen entgegen, wobei keiner weiß, welcher als Erster in die Phase III eintreten wird. Nur vier Tage später steht BioNTech/Pfizer fest – übrigens Monate, nachdem ein gewisser Bill Gates meinte, es wäre sinnvoll, für alle aussichtsreichsten Impfstoffkandidaten Fabriken zu bauen, damit die Produktion starten kann, sobald einer zugelassen wird, da sinnlos errichtete Fabriken allemal billiger kämen als jede Pandemieverlängerung.

   Am 27. Juli 2020 mailt der oberste ministerielle „Fachexperte“ Clemens Martin Auer mit anderen Ministerien, wo er erst einmal Nachhilfe geben muss: „Noch was dazu. HBK (Herr Bundeskanzler, Anm.) schreibt in seinem Brief von einer Gleichsetzung der Dosen mit der Bevölkerung = 8, irgendwas Dosen. Die meisten Impfstoffe brauchen aber 2 Dosen. Was gilt jetzt? Will er 8 Mio Menschen impfen? Dann brauch ma 16 Mio Dosen. In deinem Brief an ihn hab ich von 8 Mio Regiments gesprochen = also Impfobjekte.“ Ganz absurd wird es, als über Kosten sinniert wird: „Nein. Wir reden nicht von 50-100 Millionen Euro. Sondern jenseits von 100 Millionen Euro. Bei den Covid-Impfstoffen denke ich alles zusammen (für Impfstoffe, Material, Honorare etc.) von ca. 250 Millionen Euro, unter der Maßgabe, dass wir 8 Millionen Menschen impfen. Habe ich mir heute Nachmittag so zusammengerechnet / geschätzt.“

   Impfstoff und Impfen werden also untrennbar zusammengefasst, niemand weiß genau, worüber geredet wird, aber der oberste ministerielle „Fachexperte“ geht pro Stich von 15 Euro all inclusive aus. Was dann genau budgetiert wird, bleibt unklar – bis heute. Aktuell meint das Gesundheitsministerium, die damaligen „bis zu“ 200 Millionen Euro hätten ausgereicht – nach fachlicher Einschätzung (von wem?).

   Rechnen wir nach: Der Bund muss vier Sechstel der Kosten übernehmen, Länder und Kassen je ein Sechstel. So landen wir bei „fachlich eingeschätzten“ 300 Millionen Euro. Allein die Kosten der erwähnten 16 Millionen Stiche würden, angesichts der damaligen Impfhonorare von etwa 20 Euro pro Stich, den Rahmen sprengen. Interessant wäre es zu wissen, was für das Verimpfen kalkuliert wurde. Ach ja, im Jänner 2021 hat man sich mit der Ärztekammer auf 25 Euro pro Stich geeinigt. Es wurde also nicht billiger. Und der Impfstoff selbst hätte de facto gar nichts kosten dürfen. Eine Überbestellung war somit ausgeschlossen. Die Idee, das wirtschaftliche Risiko der Unternehmen zu minimieren, damit die Produktion so früh wie möglich beginnen kann, wurde nicht kalkuliert. Denn das hätte bedeutet, 16 Millionen Dosen bei jedem der damals vier potenziellen Hersteller vorzubestellen. Optimistisch wäre es gewesen, pro Dosis (also pro Stich) mindestens 10 Euro zu budgetieren (Israel zahlt 44 Euro) – das wäre dann eine „bis zu“-Budgetierung nur für die Impfstoffe von weiteren mindestens 650 Millionen Euro gewesen. Jede „bis zu“-Budgetierung unter einer Milliarde Euro wäre damit unfachlicher Blödsinn – das war alles schon im Sommer 2020 bekannt.    Und was hat es für Folgen, wenn eines der reichsten Länder der EU bei den Verhandlungen mit derartigen Kalkulationen auftritt? Die EU-Kommission wird zum Sparmeister. Und genau diese Pfennigfuchserei führt eben dazu, dass die EU beim Impfen weit nachhinkt.

„Wiener Zeitung“ vom 01.04.2021 

Der Harte und der Weiche – was vom Verstand blieb

   An wem orientiert sich die Regierung im Corona-Management? An politisch Nahestehenden? Nach unten? Offenbar nicht an der Wissenschaft.

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   Der harte Lockdown – inklusive Schulschließungen und Ausgangsverbot – ist nun den zehnten Tag in Kraft. Er war dringend nötig, sagt man uns, und appelliert an unseren Verstand. Er, der „Harte“, hieß es, solle zweieinhalb Wochen dauern und am 7. Dezember null Uhr vorbei sein. Das wären 20 volle Tage – warum das zweieinhalb Wochen sein sollen, ist so jetzt nicht leicht verständlich. Und wenn die Schulen schon alle zu sein müssen, warum dann nicht bis 9. Dezember – ist doch der 8. Dezember ein Feier- und der Montag daher ein Zwickeltag.

   Oder geht es um den 8. Dezember als Einkaufstag? Das wäre vernünftig, dem Handel geht es schlecht. Aber die Argumente sind andere – und überhaupt, die Erzählung von den zweieinhalb Wochen wäre obsolet.

   Aber warum kommt der „Harte“ überhaupt? Na, weil der „Weiche“ zu wenig gewirkt habe, sagt man uns. Zwar konnte am Tag der (inoffiziellen – also via Medien gespielten) Verkündigung des „Harten“ das noch gar niemand wissen, weil da der „Weiche“ erst neun Tage alt war; aber das versteht ja eh keiner. Und unser Kanzler ist überzeugt, dass nur ein „Harter“ wirkt – und er eigentlich schon viel früher einen „Harten“ haben wollte, so einen wie in Tschechien oder Israel.

   Klar liegt die Reproduktionszahl bereits jetzt unter 1 und die Sieben-Tage-Inzidenz in jenem Bereich, von dem vor einigen Wochen gesagt wurde, dass das Contact-Tracing noch funktioniere (was man nicht verstehen muss) – also sind all jene Ziele, die der „Harte“ bringen soll, schon erreicht – durch den „Weichen“.

   Das ist praktisch. Denn dank mangelnder Aufklärung durch den Boulevard und der Verbreitung von Fake-News (das meine ich genau so, wenn ich an die unerwartet „explodierenden“ Fallzahlen denke) kann der ganze Erfolg auf den „Harten“ verbucht werden. Dass der erst um den 1. Dezember sichtbar werden kann, darum geht es nicht – denn wer versteht das schon?

   Es geht um Erzählungen. Und so erzählt unser Kanzler geradeheraus, dass Israel sein Vorbild ist. Der dortige Erfolg ist zwar objektiv bescheiden, aber das versteht keiner. Verstehen sollen wir, dass Bibi Netanjahu, so nennt ihn der Kanzler liebevoll, bereits im Frühjahr meinte, es werde ein Auf-Zu-Auf-Zu werden – eine zweite oder dritte Welle sei nicht zu verhindern. Das war halt so ein Geheimding zwischen Kanzler und Premier, von dem wir erst jetzt wissen dürfen. Bisher galt: Keine zweite Welle!

   Aber irgendwie reicht der „Harte“ nicht. Deshalb wird was Neues aus dem Hut gezaubert – so groß und so wichtig, dass es von allem, auch vom Terroranschlag samt BVT-Versagen, ablenken wird: Massentests à la Slowakei. Auch dort wieder so eine rechtspopulistische Regierung mit Showpotenzial. Was, wenn man diese beiden Maßnahmen – harter Lockdown und Massentests – verknüpft? Ein garantierter Riesenerfolg. Ja, und warum soll man sich anschauen, wie Dänemark, Deutschland oder gar Finnland die Krise meistert? Weil die dortigen Regierungen weniger rechtspopulistisch sind? Oder wie muss ich das verstehen?

„Wiener Zeitung“ vom 26.11.2020 

Wer kennt die „3 Cs“ oder die „3 G“?

    Verhaltensvorschriften führen nicht automatisch zu deren Verständnis und damit auch nicht zur automatischen Befolgung – Surprise!

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   Ich habe einen Hund, mit dem muss ich täglich mehrfach Gassi gehen. Dabei treffe ich unterschiedliche Menschen, mit denen ich ins Gespräch komme. Seit Monaten habe ich mir zur Aufgabe gemacht, nachzufragen, ob sie die „3 Cs“ kennen. Um sicher zu sein, dass ich mein Gegenüber nicht überfordere, frage ich seit einiger Zeit auch nach den deutschen Geschwistern, den „3 G“. Ich habe noch keinen getroffen, der damit etwas anfangen konnte.

   Gut, das sind allesamt Menschen weit weg von Gesundheitswesen, Gesundheitspolitik und Krisenmanagement. Sie wurden eben von der Kommunikation noch nicht erreicht. Aber ich befrage auch meine Studenten, 18- bis 21-jährige junge Menschen mit dem Wunsch, Arzt zu werden. Und die sollten doch schon etwas davon gehört haben – aber auch hier: unbekannt. Ja, selbst aktive Spitalsmitarbeiter – von Ärzten bis zu Schreibkräften – können damit nichts anfangen: Noch nie gehört – das ist der Konsens!

   Da die „3 Cs“ oder „3 G“ keiner kennt, sie also eben nicht als Eselsbrücke dienen können, auch wenn das so gedacht war, frage ich nach, ob sie denn schon etwas gehört hätten von den zu vermeidenden Risikosituationen, in denen eine Corona-Infektion höher wahrscheinlich ist, und führe dann aus: G eschlossene (C losed), schlecht belüftete Räume, in denen G edränge herrscht (C rowd) und laute G espräche (C onversation) geführt werden, sind eben die zu vermeidenden Risikosituationen, weil das Zusammentreffen der „3 Cs“ oder „3 G“ Superspreader-Ereignisse beziehungsweise Cluster möglich macht. Doch selbst mit dieser Hilfe erinnert sich keiner, jemals davon gehört zu haben – keiner!

   Dabei wurden die „3 Cs“ bereits im März als wissenschaftlich valide Empfehlung international ausgesprochen. Ende August wurden die „3 Cs“ dann vom Robert Koch Institut eingedeutscht („3 G“) und wären spätestens dann auch hierzulande zu kommunizieren gewesen. Aber niemand tat es. Stattdessen gibt es Verhaltensvorschriften, Verordnungen und Strafandrohungen. Und die zeigen Wirkung. Denn die meisten, die ich frage, wissen, wo sie einen MNS tragen müssen. Und jeder sagt ganz klar, dass die Maske Infektionen vermeiden könne.

   Alleine, dieses Wissen ist allerhöchstens Halbwissen. Denn in den Daten kann man das (wenigstens) in Österreich nicht ablesen. Mehr noch, wenn ich populistisch sein wollte, verstärkt eine Maskenpflicht das Infektionsgeschehen sogar, weil jedes Mal, mit 14 Tagen Verzögerung, ein Anstieg der Reproduktionszahl und kein Sinken zu beobachten war.

   Das Wissen um eine Vorschrift führt nicht automatisch dazu, dass diese auch verstanden wird. Und dann wird deren Befolgung zur lästigen Pflicht, die, sobald niemand zusieht, eben außen vor ist. So ist Österreich im Gleichschritt mit den anderen populistisch agierenden „smarten“ Ländern Israel und Tschechien, die zuerst die strengsten und härtesten waren, dann am frühesten lockerten und dazwischen immer wieder einmal einen symbolischen Akt setzten – und der Shutdown wird unvermeidbar.

„Wiener Zeitung“ vom 29.10.2020  

Völlige Verwirrung – der stabilste Weggefährte

   Ein weiterer ständiger Begleiter dieser Pandemie ist die gegenseitige Schuldzuweisung, wer für Verwirrung gesorgt hat.

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   Das Verwirrspiel begann früh: Als Ende April die Maßnahmen verschärft wurden, weil bald jeder jemanden kennen würde, der an Covid-19 gestorben wäre, löste die erste Kluft zwischen Wissenschaft und Politik Irritation aus.

   Dann die Diskussion über Kinder als Superspreader: Seit der ersten Clusteranalyse und im Einklang mit wissenschaftlicher Literatur war klar: Kindergärten und Volksschulen spielen keine Rolle im Infektionsgeschehen. Doch erst jetzt traut sich ein Minister, das öffentlich zu sagen. Vermutlich hat sich der Irrglaube an infektiöse Kinder verfestigt. Denn er wurde monatelang politisch bestärkt, weil Meinungsumfragen ergaben, dass die Bevölkerung das glaubt und glauben will: Also Kindergärten und Volksschulen schließen. Warum sollte man über unpopuläre Fakten aufklären, wenn man populäre Alternativen bedienen kann?

   Dann die Wiedereinführung der Maskenpflicht in Supermärkten: Grund war eine Meinungsumfrage! Die Mehrheit hatte Angst, sich dort anzustecken. Das zeigte, wie wenig das Wissen über richtiges und falsches Verhalten verbreitet ist – wenn es da wäre, hätte keiner oder wenigstens nicht die Mehrheit der Wähler nach Masken gerufen. Supermärkte sind unbedeutend im Ansteckungsgeschehen, weil wir dort kein Risikoverhalten an den Tag legen.

   Und jetzt die Ampel: Eigentlich sollte sie die regionale Bevölkerung über regionale Gefahrenlagen informieren, um zu lernen, was richtig ist, was läuft, und so Risikoverhalten verändern – dezentral. Aber warum sollte das funktionieren? Niemals wurde Risikoverhalten erklärt, immer nur wurden zentral Verhaltensregeln vorgeschrieben!

   Meinungsumfragen-gestützte Symbolpolitik und Verhaltensvorschriften sind leichter umzusetzen, als mühsam evidenzbasiertes Wissen über Infektionsgeschehen und zu vermeidendes Risikoverhalten zu verbreiten. Und so wird es weitergehen. Populistisch. Wenn jetzt aus dem Nichts die Grippeimpfung empfohlen wird, dann wohl deshalb, weil irgendeine Meinungsumfrage zeigt, dass die Mehrheit sich (jetzt) impfen lassen will. Dass dies weniger dem Individual- als dem Herdenschutz dient, wird die Mehrheit nicht wissen (man nennt das Präventionsparadox). Um das Wissen aufzubauen, hätte man seit Monaten klar (nicht einfach!) kommunizieren müssen – bekannt ist das Problem ja seit Mai! Ob jetzt noch Aufklärung funktioniert? Wenn nicht, wie wird die Politik auf fragwürdige Schwarzmarkt-Impfstoffe reagieren, die sich die Menschen in der Angst ums eigene Wohl selbst besorgen?

   Und weil die Verwirrung groß ist, gib es das andere Spiel: die gegenseitige Schuldzuweisung. Die (vor allem junge) Bevölkerung, die sich nicht an Verhaltensregeln halten will, reißt sich nicht zusammen; oder Eltern, die sich nicht ordentlich informieren, sind an der Verwirrung schuld; oder eben eine andere als die eigene Behörde; das Land; der Bund; die EU. Jeder – vom Bürgermeister über politische Bildungsdirektoren, Landes- und Stadträte bis hin zu Ministern – kennt jemanden, der schuld ist.

„Wiener Zeitung“ vom 24.09.2020  

Masken im Supermarkt gegen Chöre in Freikirchen

   Masken wirken dort, wo Menschen in schlecht belüfteten Räumen gedrängt laut reden oder singen – im Supermarkt sind sie nur symbolisch.

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   Es ist dunkel. Auf einer spärlich beleuchteten Straße sehen Sie unter einer Laterne einen Mann, der offensichtlich etwas auf dem Boden sucht. Auf der anderen Straßenseite, die nicht beleuchtet und daher stockdunkel ist, steht ein Auto. Höflich fragen Sie, was der Mann denn täte und ob Sie helfen könnten. Er ist erfreut und sagt, er habe seinen Autoschlüssel verloren. Wo habe er ihn denn das letzte Mal gesehen? Nun, der Schlüssel sei runtergefallen, als er sein Auto öffnen wollte, sagt er und zeigt dabei zum Auto im Dunkeln hinüber. Verwirrt fragen Sie, warum er dann nicht dort suche. Na, weil es drüben dafür zu dunkel sei, hier aber im Licht der Laterne könne er suchen.

   Genau so ist die Diskussion über Masken in Supermärkten. Diese haben in Epidemien einen schlechten Ruf, weil dort alle hinmüssen und das im Falle der Ausbreitung über Schmierinfektion ein echtes Problem darstellt. Aber eben nur, wenn Schmierinfektion wichtig ist. Und gegen eine solche helfen Masken gar nichts. Die helfen gegen Tröpfcheninfektion – und da richtig gut, vor allem dort, wo Abstandhalten schwierig ist. Doch wie es aussieht, ist das in Supermärkten nicht der Fall. Sonst hätten wir dort Cluster identifiziert und viele infizierte Verkäufer entdeckt. Abstandhalten und Hust-Nies-Hygiene funktionieren – und die Menschen halten sich im Supermarkt daran.

   Die Verbreitung von Sars-CoV2 findet anderswo statt. Einzelne Superspreader, denen man die Möglichkeit gibt, nahe und lang genug mit anderen zu reden, führen zu Ausbrüchen. Die meisten Infizierten sind kaum ansteckend, dafür ist jeder zehnte ein potenzieller Superspreader. Das ist eigentlich gut, denn damit bleiben Cluster leichter beherrschbar. Und Ampelkarten, die glücklicherweise manche Wissenschafter einfach so publizieren, ohne auf Politiker zu warten, zeigen schön, dass eben nur da oder dort einzelne Bezirke rot aufleuchten und die Umgebung grün bleibt. Das Virus sickert nicht einfach so durch die Gegend. Und das macht Test and Trace – also testen, so viel wie geht, und jedem Fall nachlaufen und isolieren – machbar. Und obwohl die Zahlen steigen, sind die Cluster beherrschbar, oder nicht?

   Jedenfalls sind alle öffentlich gewordenen Cluster, von gemeinsamem Singen bei Gottesdiensten bis zum Postzentrum (würden Clubs wieder öffnen, wären sie auch dabei), genau dort, wo die Wissenschaft sie erwartet hat: in geschlossenen, schlecht belüfteten Räumen (closed), in denen sich Menschen drängen (crowd) und laut miteinander reden (conversation), wozu auch singen gehört – die drei Cs!

   Wer sich an ihnen orientiert und dort Superspread-Ereignisse unterbindet, darf mit einem R unter 1 rechnen. Und wenn eine 3C-Veranstaltung nicht verhindert werden kann, dann braucht man eben Masken. Supermärkte weisen, wenn überhaupt, sehr selten die drei Cs auf. Deswegen gibt es dort – mit und ohne Maske – kaum Verbreitung. Und doch sollen dort Masken wiederkommen. Aber wie sollen diese dort Cluster in Freikirchen verhindern?

„Wiener Zeitung“ vom 23.07.2020 

Lagen die Epidemiologen alle falsch?

   Man kann hinterher gescheiter sein. Aber jene, die damals recht hatten, heute als Irrende darzustellen, ist Chuzpe.

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   Es ist anscheinend bei uns weit verbreitet, anzunehmen, dass sich WHO, CDC, RKI und überhaupt alle Epidemiologen geirrt haben, aber nicht einmal den Mut besitzen, ihre Fehleinschätzungen zuzugeben. Als Beweis dafür wird verschiedenes vorgebracht, unter anderem, sie hätten Masken viel zu spät und zögerlich empfohlen. Mehr noch, man hört sogar, Millionen Menschen hätten gerettet werden können, wenn WHO & Co ihre Empfehlungen früher angepasst hätten. Aber glücklicherweise haben einige weise Politiker, auch gegen die irrenden Epidemiologen, diese eingeführt.

   Ist das so? Haben sich die geirrt? Und haben uns weise Politiker vor falschen Experten gerettet? Eher nicht!

Es zeigt halt nur Unverständnis, wie Epidemiologen in einer Pandemie arbeiten. Es gibt, wie mittlerweile bekannt sein sollte, zwei Infektionswege: über Schmiere und Tröpfchen. Zweitere teilt man in sehr kleine, schwebende Tröpfchenkerne und in große Tröpfchen, also das, was uns im Gesicht landet, wenn das Gegenüber uns direkt anniest, anhustet oder laut anspricht – oder aber innerhalb von zwei Metern runterfällt und dort Schmiere bildet. Letztere entsteht aber nicht nur durch falsche „Nies- und Husthygiene“, sondern vor allem durch fehlende Händehygiene. Beim Griff ins Gesicht, vor allem in die Nasenregion, werden Erreger zuerst auf Finger und von dort dann auf alles, was man angreift, übertragen – um von dort wieder im Gesicht eines anderen zu landen.

   In einer Pandemie mit einem neuen Erreger versuchen Epidemiologen, so schnell wie möglich herauszufinden, welcher Infektionsweg wie wichtig ist, um dann Handlungsempfehlungen zu geben. Und genau das haben sie getan und tun sie noch heute. Denn dass wir heute wissen, dass Tröpfchenkerne und Schmierinfektion eine nur untergeordnete Rolle einnehmen, ist noch nicht lange bekannt – und ein unglaubliches Glück.

   Denn damals, als WHO & Co von Masken abrieten, aber populistische Politiker, flankiert von Virologen, die Maskenpflicht (eigentlich den Mund-Nasen-Schutz) eingeführt haben, war das unklar. Masken führen jedoch dazu, dass viel mehr Schmiere in die Welt kommt. Einerseits, weil in den Masken die Erregerkonzentration steigt, aber viel wichtiger, weil der Griff ins Gesicht für ungeübte Maskenträger viel häufiger wird. Und gegen Aerosole wirken Masken nicht, aber weil sie psychologisch einen Schutz liefern, werden Menschen unvorsichtiger. Der einzige Infektionsweg, der dadurch reduziert wird, ist der über große Tröpfchen.

   Und wenn Sars-CoV-2 nicht hauptsächlich über solche übertragen worden wäre, dann wären Masken Brandbeschleuniger gewesen. Supermärkte, öffentliche Verkehrsmittel und Büros wären tatsächlich zu den Superspreadern geworden, wie es in manchen Modellen, auch in Österreich, befürchtet wurde.    Aber dem war nicht so – Gott sei Dank! Doch dass das alles gut ausgegangen ist, war keine Leistung weiser Politiker – es war pures Glück. Und dass jetzt so kommuniziert und geglaubt wird, Epidemiologen hätten sich geirrt, weil sie gegen die Masken waren, ist Chuzpe

„Wiener Zeitung“ vom 25.06.2020