„Krisengipfel der Ärztinnen und Ärzte zur Gesundheitsreform“

Da die Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte zu einem Krisengipfel aufruft, weil das PHC-Gesetz für Patientinnen und Patienten, aber auch für Ärztinnen und Ärzte spürbare Verschlechterungen mit sich bringen soll, obwohl kaum jemand diesesn Entwurf gesehen hat, hier ist der Entwurf – es soll sich jeder ein Bild machen.

Ich finde, dass der Entwurf zwar noch einige Fallstricke hat (v.a. dort, wo er auf RSGs reflektiert, deren Qualität in der Vergangenheit mäßig waren) aber in Summe eine echte Aufwertung aller Hausärzte, die ihren Job ernst nehmen, mit sich bringen kann.

M.M.n wurden sowohl die Gefahren eines „Ausverkaufs“ an Investoren, als auch die der Übernahme der Primärversorgung durch unpersönliche Kassenambulatorien adressiert. Zudem ist ein vernünftiger Übergang vom derzeitigen System zu einem echten PHC angedacht. Ein neues Honorarsystem wird die Arbeit deutlich erleichtern und alle, die wollen werden die Möglichkeit haben, richtige Hausarztmedizin zu leben.

Die einzige Frage für mich ist, werden Ärztekammerfunktionäre in Brachialopposition verharren, oder im Sinne der Kassen-Hausärzte den Prozess gestalten

Hier der PHC-Entwurf_9_2_2017 als PDF

 

Sollten Fragen dazu auftauchen, die ich beantworten kann, werde ich gerne auf Facebook darüber diskutieren.

 

PS: Und nein, ich habe weder an der Entwicklung dieses Entwurfs mitgearbeitet noch bin ich sonst irgendwie damit verbunden – ich beurteile den Entwurf nach dem, was die Literatur über PHC sagt und in wiefern das im Entwurf berücksichtigt ist

 

Faktensichere Systemkritik

Seit kurzem existiert ein Blog, der sich mit den frei zugänglichen Daten unseres Gesundheitssystems beschäftigt.

   Mit jugendlichem Elan, fast Leichtsinn, wenn man das verpolitisierte Gesundheitswesen kennt, stellt der Autor eines neuen Blogs (www.healthquanti.bplaced.net/wordpress/), Florian Habersberger, Zusammenhänge dar und konkretisiert längst bekannte Fakten in einer Klarheit, die fast weh tut.

   Dass die hohe Krankenhaushäufigkeit (KHH) weniger mit medizinischer Notwendigkeit, sondern mehr mit der Dichte an Spitalsbetten zu tun hat (doppelt so hoch wie Dänemark oder Schweden), ist ja mittlerweile Allgemeinwissen, aber wie diese Bettendichte innerhalb Österreichs dazu führt, dass in den Regionen mehr oder weniger Patienten auftreten, ist schon weniger klar.

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   Das hat der studierte Volks- und Betriebswirt eben herausgefunden. Steigt die regionale Bettendichte um ein Prozent, führt das zu einer 1,11 Prozent höheren KHH.

   Ebenfalls (qualitativ) vermutet, ist der Zusammenhang zwischen der Dichte an ambulant tätigen Ärzten (Kassenärzte und Ärzte in der Spitalsambulanz) und der stationären Aufnahmen. Bis dato unbekannt war die Quantität. Steigt die Zahl der ambulanten Ärzte in einer Region um ein Prozent, sinkt die KHH um 0,65 Prozent.

   Und da ja so gut wie alle Länder der Welt zeigen, dass man mit weniger Spitalsaufenthalten auskommen kann, müssen wir davon ausgehen, dass es nicht Patienten sind, die Spitäler brauchen, sondern Spitäler Patienten „erzeugen“ – und das, obwohl jeder Spitalsaufenthalt mit Risiken (etwa Hospitalismus, Nosokomiale Infektionen, unnötige Operationen) verbunden ist, über die auch alle Gesundheitspolitiker, Kassen- und Spitalsmanager oder Primarärzte Bescheid wissen.

   Auch für die oftmals postulierte, aber stets dementierte Verdrängung aus dem Kassenbereich in die Spitalsambulanzen konnte Habersberger Zahlen finden.

   Zwischen 2006 und 2010 ist die Versorgungswirksamkeit der Kassenärzte (entweder, weil Kassenstellen gestrichen wurden oder aber Kassenärzte weniger arbeiten, was bei dem Honorarsystem hochvernünftig ist) um acht Prozent gesunken. Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der Ärzte in den Spitalsambulanzen um 26 Prozent.

   Auf Fächer aufgeteilt findet sich oft Überraschendes. Gab es 2006 noch mehr Internisten in wohnortnahen Kassen-Ordinationen (6,7 je 100.000 Einwohner) als in Spitalsambulanzen (5,6), hat sich seit 2008 das Verhältnis gedreht (Kassen 5,2, Spital 7,8). Ähnliches gilt auch bei Neurologen – zwei Fächer, die eigentlich wegen der alternden Bevölkerung vermehrt statt reduziert werden sollten (es sei denn, man will Patienten in die Spitäler verdrängen). In diesem Zusammenhang beeindruckend und klar: Steigt der Anteil der über 60-Jährigen in einer Region um ein Prozent, steigt die KHH um 2,62 Prozent.

   Das eigentlich erschütternde ist, dass diese Zahlen vor allem jenen bekannt sein müssten, die darauf aufbauend unsere Versorgung zu organisieren hätten. Da aber das, was sie sagen und das, was sich hier in Zahlen abbilden lässt, nicht zusammenpasst, ist die Frage, ob diese Zahlen denn überhaupt Bedeutung im politischen Diskurs haben.

„Wiener Zeitung“ Nr. 095 vom 16.05.2013   

Abo-Literaturservice: Unterlagen zur Gesundheitsreform 2012

Enthalten sind alle mir zugänglichen Unterlagen zur Gesundheitsreform 2012, v.a. die beiden 15a-Vereinbarungen samt Erläuterungen. Einige Gesetzesvorlagen sind bereist auf den Weg gebracht – hier ein link ins Parlament zum Thema Zielsteuerung, und hier ein link ins Parlament zum Thema Organisation und Finanzierung

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Abo-Literatursevice: Euro Health Consumer Index 2012

„Österreich absolviert einen Sturzflug auf der Rangliste des Euro Health Consumer Index (EHCI) 2012 […]. Österreich erhielt 737 Punkte und fällt damit von Rang 4 (2009) (Anm:. 2007 Rang 1) auf Rang 11. […] Österreich stellt seine Ärzte noch immer höher als seine Patienten. Das System ist weder transparent noch benutzerfreundlich. Österreich zeigt überraschende Schwächen bei grundlegenden öffentlichen Gesundheitsdienstleistungen wie Kinderimpfungen oder Mammographien. Die Diagnosen sind mittelmäßig. Die Inanspruchnahme von E-Health erfolgt nur langsam und das kann die Patientensicherheit und -transparenz gefährden. […] Der Leistungseinbruch im Gesundheitssystem ist alarmierend und Brüssel sollte sich, in Anbetracht der Tatsache, dass sich die EU die Reduzierung der Lücken im Gesundheitssystem zum Ziel gesetzt hat, darüber Gedanken machen!“

Schmeichelhaft sind sie nicht die Aussagen, die im EHCI 2012 stehen. Und vielleicht gerade deswegen reagiert absolut niemand auf diesen jetzigen Bericht.

Enthalten sind alle Unterlagen des EHCI 2012, wie sie auch hier runtergeladen werden können, sowie eine kritische Analyse.

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Abo-Literaturservice: E-Medikation Evaluierungsbericht Pilotprojekt

Hier finden Sie den Evaluierungsbericht des E-Medikations-Pilotprojektes, der eine ganz andere Sprache spricht, als das, was uns Politiker berichten. Den Autoren ist bewußt, dass die Limitierungen dieser Evaluierung eigentlich so groß sind, dass generalisierte Aussagen nicht möglich sind – aber, es war wohl politischer Wunsch, einen Jubelbericht zu erhalten. Aktuell liegen mir nur die Kurzfassung und das Management-Summary vor, sollte ich den ganzen Bericht erhalten, wird er hier zu finden sein

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Abo-Literaturservice: Euro Health Consumer Index 2007

DER NEUE EHCI 2012 WIRD DEMNÄCHST ANALYSIERT – DIE ERGEBNISSE HIER VERÖFFENTLICHT

Der 2008 und folgend ständig zitierte Euro Health Consumer Index© (EHCI©) 2007 kommt zum Ergebnis, dass das Österreichische Gesundheitssystem das beste Europas ist. Insbesondere seitens der Ärztekammer wird angesichts der Studie gemahnt, dass eine Reform – und sei es auch nur ein Reförmchen – eine Bedrohung für diesen Status ist.

Werden die Daten allerdings genauer analysiert, ist Österreichs Gesundheitssystem nur deswegen so leicht als „das beste der Welt“ zu bezeichnen, da das Gegenteil aufgrund der Intransparenz und Unehrlichkeit nur schwer zu beweisen ist. Und paradoxerweise könnte diese „Studie“ genau das.

In einer Analyse und Neubewertung werden die Ergebnisse des EHCI©2007 auf den Kopf gestellt!

Enthalten sind: Alle Studienteile des EHCI©2007 und eine Neubewertung (Publiziert 2008, 8Seiten) Weiterlesen „Abo-Literaturservice: Euro Health Consumer Index 2007“

Gesundheitsplattformen und ihre reale Arbeitsweise

Hier sind zwei Evaluierungsberichte eines Reformpoolprojektes aus dem Jahre 2008! Der eine, wie er von wissenschaftlich denkenden, an der Wahrheit interessierten Menschen erarbeitet wurde, der andere, wie er NACH politischen Diskussionen verändert wurde! Die beiden Berichte haben nach der politischen Bearbeitung nichts mehr miteinander zu tun, obwohl der Verfasser weiterhin der gleiche ist – ein Professor für Gesundheitsökonomie (der sich zwar gewehrt hat, aber nichts dagegen machen konnte – ausser Klagen, was er dann halt doch nicht tat; verständlich). Rätsel: welcher der unteren Artikel – beide haben den haben den Originaltitel – ist der politisch gefakete? Weiterlesen „Gesundheitsplattformen und ihre reale Arbeitsweise“

Abo-Literaturservice: aktuelle Positionspapiere zur Spitals-/Gesundheitreform 2012

Zum jetzigen Zeitpunkt (26.04.2012) liegen folgende „wesentliche“ Papiere vor, die Analysen und Forderungen/Empfehlungen zu einer Gesundheitsreform beinhalten:

Arbeitsgruppe Verwaltung Neu; Arbeitpaket 10 „Gesundheit und Pflege“ (Mai 2010)

Hauptverband Masterplan (November 2010)

Länderpositionspapier (März 2011)

IV-Positionspapier (Jänner 2012)

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