Arbeit macht krank! (oder machen Politiker krank?)

Politiker sind Junkies geworden! Sie dürfen Probleme nicht mehr lösen, weil sie von ihnen leben. Der Machtwille hat den Gestaltungswillen besiegt!

Werte P.T. Leser! Erlauben Sie mir ein bisschen abzuschweifen.

Vor wenigen Wochen, wurde in der politischen Elite heftig gestritten (Video), ob Frauen wirklich 25 Prozent weniger verdienen. Schließlich gibt es Evidenz, dass der Unterschied deutlich kleiner ist, wenn man wirklich Äpfel mit Äpfeln vergleicht, also in den Einkommensstatiken jene Faktoren herausrechnet, die nichts mit den Geschlecht zu tun haben.

Statt sich darüber zu freuen, beharrt aber das Frauenministeriumsamt politisch korrektem Gefolge darauf, dass Frauendiskriminierung nicht weniger sondern mehr wird.

Nun, erklärlich ist das alles nicht, denn wir tun ja viel, um Frauendiskriminierung zu beenden – aber sie will, folgt man der Ideologie des Frauenministeriums, nicht kleiner werden. Das schien mir unlogisch und so kam ich auf den Gedanken, vielleicht wollen Politiker gar nicht, dass Probleme gelöst werden!

Unter diesem Blickwinkel habe ich das Problem betrachtet, dass unsere Senioren nicht mit allzu vielen gesunden Lebensjahren  rechnen dürfen, wenigstens nicht mit so vielen, wie eben in jenen Ländern, die gleich viel für Pensionen und Gesundheit ausgeben wie wir.

 Die gesunden Lebensjahre in ÖSterreich liegen weit hinter denen, anderer Länder

Ausgaben für die Gesundheitsversorgung in Europa seit 1970

Eine Studie, die bereits zwei Jahre alt ist, aber erst jetzt den Weg in die österreichische Öffentlichkeit fand, belegt, dass Männer, wenn sie, aus welchen Gründen immer, frühzeitig in Pension gehen, früher sterben; jedes Jahr verkürzt statistisch betrachtet das Leben um fast zwei Monate. Frühpension mach also sterbenskrank! (Diese Statistik ist im Übrigen sehr gut bereinigt. Krankheit zum Zeitpunkt des Antritts in der Pension verzerrt die Statistik nicht relevant)

Obwohl das bekannt ist (die schweizer (!) Studienautoren arbeiten seit zehn Jahren mit geheimen Sozialversicherungsdaten, die den Zusammenhang Frühpension / Gesundheit untersuchen), wird trotzdem festgehalten, dass Arbeit krank macht (So gesehen erst jetzt wieder, als AK-Chef Tumpel der Welt erklärte, Arbeit macht immer kränker, weil der Arbeitsdruck steigt!), und Pension eine wohlverdiente Erholungszeit eines langen und leidvollen Arbeitslebens ist.:

Wenn nun Gesundheits- und Pensionssystem wirklich am Wohl der Menschen interessiert wäre, müsste man aber das politische Klima so gestalten, dass Arbeit Spaß macht und man solange wie möglich im Arbeitsprozess bleiben soll! Die Politiker müsste Anreize schaffen, damit so ein Klima entstehen kann – was automatisch bedeutete, Arbeitsleid nicht zu zelebrieren, Leistung positiver hervorzuheben etc. – doch, wenn Arbeit nicht mehr Leid bedeutet, und die Menschen gesünder würden, was macht dann unsere Sozialpartnerschaft?

Gute Frage, denn schließlich leben hunderte Politiker samt den dahinterstehenden Interessensgruppen nur vom Leid (Krankheit und Arbeitsleid) der Menschen! Würde sich die Situation tatsächlich verbessern, all diese Politiker müssten sich neue Ideen einfallen lassen oder aber abdanken! Nun, da in unserem verkorksten System neue Ideen keine Chance haben, ist es wohl für jene besser, die Situation auch nicht zu verbessern!

 

 

 

Und hier Die Reaktion der Arbeiterkammer auf

Rezeptblock von Ernest G. Pichlbauer, Ausgabe 17.4.2012

PolitikerInnen bestimmen weder das betriebliche Klima, noch die Arbeitsbelastungen in Unternehmen. Das machen schon noch die Unternehmer und ihre Manager. Sie geben Strategie und Organisations- und Arbeitsziele vor, sie bestimmen die finanziellen, materiellen und personellen Ressourcen und gestalten Prozessabläufe. Faktoren, die, wenn sie gut aufeinander abgestimmt sind, die Gesundheit der Beschäftigten und ihre Motivation länger im Erwerbsleben zu bleiben unterstützt. Es noch zu viele Betriebe, die diese Balance nicht finden wollen oder können. Leider muss festgestellt werden: Der Druck in der Arbeit steigt.

Die Arbeiterkammer „lebt“ auch nicht vom „Leid der Menschen“. Das Gegenteil ist der Fall: Sie lebt dafür, Leid zu verringern, indem sie differenzierte Analysen betreibt, daraus Maßnahmen und Forderungen ableitet, um zu sorgen, dass Arbeit eben nicht krank macht und Freude und persönliche Erfüllung in der Arbeit geschaffen wird, damit Menschen motiviert und gesund im Erwerbsleben bleiben.

Den Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern, die Behauptung, dass Männer früher sterben, wenn sie früher in Pension gehen und die Krankmacher in der Arbeit in einen Topf zu werfen  und zu meinen, diese Phänomene damit vergleichbar machen zu können, heißt Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Differenzierte Lösungsansätze dürften Sache des Autors nicht sein. Ich empfehle als Gegenrezept die Lektüre des soeben erschienenen „European Working Condition Survey“. Dort sind sehr gut und eindeutig die steigenden Belastungen in der Arbeitswelt, ihre Gesundheitsfolgen aber auch ihre Auswirkungen auf das soziale Leben der Beschäftigten belegt.

 Dr. Peter Hoffmann, Abt. Sozialpolitik, AK Wien